Active Sourcing

HR-Wissen für die Praxis

Active Sourcing

Inhaltsverzeichnis

  • Active Sourcing – was ist das?
  • Bedeutung
  • Methoden
  • Kanäle
  • Erfolgsquote
  • Was muss ich berücksichtigen?
  • Checkliste für das Active Sourcing

Active Sourcing – was ist das?

Active Sourcing umfasst alle Maßnahmen zur proaktiven Identifizierung, Ansprache und Bindung interessanter Kandidaten für die Personalbeschaffung. Laut Definition muss dies nicht zwangsläufig in virtuellen Netzwerken stattfinden. Ein Active Search Recruiting kann auch auf persönlicher Ebene durchgeführt werden, zum Beispiel auf Recruitingevents und Messen.


Bedeutung

In Zeiten des Fachkräftemangels sprechen einige Gründe für Active Sourcing. Die proaktive Suche nach und Ansprache von potenziellen Kandidaten eignet sich insbesondere für Stellen, die nur schwer mit traditionellen Recruitingmethoden wie dem Schalten von Stellenanzeigen besetzt werden können. Mit aktiven Maßnahmen können auch passive Kandidaten erreicht werden.

Allerdings hat die hohe Zunahme von unspezifischen Ansprachen in Businessnetzwerken dazu geführt, dass immer mehr Kandidaten sich belästigt fühlen. Deshalb ist es wichtig, bei der Kontaktaufnahme zielgerichtet vorzugehen, nur diejenigen Personen anzusprechen, die zur ausgeschriebenen Stelle passen, und ein konkretes Angebot zu unterbreiten.


Methoden

Active Sourcing unterscheidet sich von der Direktansprache im Headhunting in erster Linie in der Zielposition: Ein Headhunter wird beauftragt, wenn Führungspositionen und unternehmenskritische Schlüsselfunktionen zu besetzen sind. Er erarbeitet zusammen mit dem Unternehmen das Anforderungsprofil, führt die Suche und Vorauswahl durch und erhält dafür ein Honorar, das sich normalerweise nach dem Bruttojahresgehalt der Zielposition richtet.

Beim Sourcing wird häufig auf Profile Mining gesetzt. Hierbei geben die Recruiter ihre Suchbegriffe in die Suchmasken von Business-Netzwerken, Lebenslauf-Datenbanken oder Suchmaschinen ein, um aussichtsreiche Kandidaten zu identifizieren und auf diesem Weg ein Netzwerk an Talenten aufzubauen. Die Suche nach interessanten Kandidaten kann aber auch offline erfolgen, zum Beispiel auf Fachmessen, Recruitingevents und in berufsspezifischen Netzwerken.


Kanäle

Zu den gebräuchlichsten Kanälen gehören:

  • Businessnetzwerke wie Xing und Linkedin
  • Social Media wie Facebook und Twitter
  • Suchmaschinen wie Google
  • Lebenslaufdatenbanken von Jobportalen und anderen Plattformen
  • Events und Messen (für Recruiting oder für Fachthemen)
  • Netzwerke zu bestimmten Fachthemen (online und offline)
  • Der Talentpool des Unternehmens

Erfolgsquote

Die Kosten sind nicht zu unterschätzen. Zwar fallen die Aufwendungen für Stellenanzeigen weg, wenn ein Unternehmen bei bestimmten Vakanzen rein auf die proaktive Suche setzt. Aber die aufwendige Recherche und Kontaktaufnahme/-pflege nimmt viel Zeit in Anspruch und bindet Kapazitäten im Recruiting-Team des Unternehmens.

Active Sourcing verspricht jedoch dann eine Lösung, wenn traditionelle Recruiting-Methoden nicht weiterhelfen, ermittelte die Universität Bamberg in der Studie „Recruiting Trends 2019“: Die meisten Firmen setzen Active Sourcing ein, wenn eine offene Stelle schwer zu besetzen ist (81 Prozent) oder wenn sich auf eine Stellenanzeige kein passender Kandidat beworben hat (76 Prozent) (Mehrfachnennungen möglich). Manchmal wird das Sourcing auch genutzt, wenn eine Stelle schnell besetzt werden muss (48 Prozent).

Laut Studie erfolgen die meisten Neueinstellungen immer noch über traditionelle Recruiting-Kanäle, nur 13 Prozent der Stellen werden über Active Sourcing besetzt. Etwas anders sehen die Zahlen aber bei IT-Jobs aus. 18 Prozent der IT-Stellen werden über Active-Sourcing-Kanäle besetzt. In IT-Unternehmen kommen sogar 24 Prozent der neuen IT-Mitarbeiter via Active Sourcing.


Was muss ich berücksichtigen?

Der wichtigste Erfolgsfaktor ist das richtige Mindset im Recruiting-Team: Benötigt werden Personen, die proaktiv auf Kandidaten zugehen können, die die Zielgruppe verstehen, Netzwerke pflegen und bedarfsgerecht kommunizieren. Wichtig ist zudem, dass die Personen die geläufigen Suchtechniken (zum Beispiel Boolsche Suche) kennen und mit den rechtlichen Rahmenbedingungen sowie den Datenschutz-Vorgaben (DSGVO) vertraut sind.


Checkliste für das Active Sourcing

Um Fehler zu vermeiden, bietet sich eine Vorgehensweise in zehn Schritten an:

  1. Prioritäten setzen: Für welche Zielgruppe kommt in Frage? Soll Active Sourcing erst dann eingesetzt werden, wenn traditionelles Recruiting nicht funktioniert?
  2. Know-how aufbauen: Sind im Recruiting die benötigten Skills (siehe oben) vorhanden? Ist die Fachabteilung für die Kommunikation mit Kandidaten geschult?
  3. Datenschutz gewährleisten: Wie stellen wir sicher, dass die Vorgaben der DSGVO erfüllt sind? Wie kommunizieren wir unsere Datenschutzrichtlinien an Kandidaten?
  4. Die Zielgruppe analysieren: Wo ist die Zielgruppe zu finden? Über welche Kanäle kommuniziert sie? Welche Medien nutzt sie? Welche Themen interessieren sie?
  5. Sourcing Konzept erstellen: Auf welchem Weg will die Zielgruppe angesprochen werden? Von wem (Recruiting oder Fachabteilung)? Wie sollte die Kontaktaufnahme formuliert werden?
  6. Argumente sammeln: Was ist das Besondere an der ausgeschriebenen Stelle? Weshalb passt sie zum angesprochenen Kandidaten? Warum ist ein Jobwechsel lohnenswert?
  7. Candidate Experience beachten: Wie gut ist die Kandidatenorientierung? Sind die Kommunikation und Darstellung des Unternehmens aus einem Guss? Gibt es Touchpoints, an denen die Kandidaten den Kontakt besonders häufig abbrechen?
  8. In die Recruiting-Prozesse einbinden: Wie ist das Sourcing mit dem Recruiting und Personalmarketing verzahnt? Wer bestimmt, wann Active Sourcing zum Einsatz kommt? Wer steuert den weiteren Einsatz der Talentpools für das Recruiting?
  9. Softwareunterstützung prüfen: Welche Tools sind nötig? Wie können diese in die bestehende Softwarelandschaft integriert werden? Wie kann das bestehende Bewerbermanagementsystem für das Active Sourcing genutzt werden?
  10. Kennzahlen erheben: Welche KPIs sind sinnvoll? Wie reagieren wir, wenn die Kennzahlen Optimierungsbedarf signalisieren?

Weitere HR-Begriffe finden Sie in unserem Glossar für das Personalmanagement

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