Mitarbeiterbindung

HR-Wissen für die Praxis

Mitarbeiterbindung

Inhaltsverzeichnis

  • Weshalb ist Mitarbeiterbindung wichtig?
  • Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung
  • Instrumente der Mitarbeiterbindung
  • Lebensphasenorientierte Mitarbeiterbindung
  • Auszubildende und Studenten an das Unternehmen binden
  • Weiterführende Informationen

Weshalb ist Mitarbeiterbindung wichtig?

Mitarbeiterbindung ist eines der großen Handlungsfelder im HR-Management. In Zeiten des Fachkräftemangels ist es besonders wichtig, die bestehenden Mitarbeiter im Unternehmen zu halten und die Fluktuation zu verringern. Es gilt, sinkende Loyalität in der Belegschaft frühzeitig zu entdecken und ein Konzept zur Mitarbeiterbindung mit geeigneten Maßnahmen zu entwickeln.
 

Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung

Die Bindung an das Unternehmen wird stark durch die Mitarbeiterführung bestimmt. In Unternehmen mit einer guten, respekt- und vertrauensvollen Führungskultur, sind die Mitarbeiter weniger geneigt, das Unternehmen schnell wieder zu verlassen, als in Unternehmen mit starren Hierarchien und rigider Führung. Ebenso tragen eine anerkennende Unternehmenskultur und ein förderliches Arbeitsumfeld zu einer hohen Mitarbeiterbindung bei.

Die Mitarbeiterbindung wird darüber hinaus durch flexible Arbeitszeitmodelle positiv beeinflusst. Sind Schichtmodelle für den betrieblichen Ablauf erforderlich, sorgen flexible Tauschmöglichkeiten sowie die Berücksichtigung von Mitarbeiterwünschen für eine verbesserte Zufriedenheit und somit für eine längere Verweildauer im Unternehmen. Talentmanagement– und Nachwuchsförderungsprogramme unterstützen ebenfalls die Mitarbeiterbindung.


Instrumente der Mitarbeiterbindung

Um die eigenen Mitarbeiter möglichst lange im Unternehmen zu halten und um ihre Leistungsbereitschaft und Motivation zu steigern, bieten sich zahlreiche Instrumente zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung, auch Retention Management genannt, an.

  • Mitarbeitergespräch: Bei diesem regelmäßig stattfindenden Austausch zwischen Führungskraft und Mitarbeiter geht es darum, Feedback einzuholen und zu geben, Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen und Hürden aus dem Weg zu räumen.
  • Performance Management: Der Performance-Management-Prozess steuert die Leistung der Mitarbeiter. Jährliche Mitarbeiterbeurteilungen sind überholt. Heute werden Ziele und Zielerreichung im halb- oder vierteljährlichen Turnus abgeglichen und neu ausgerichtet.
  • Mitarbeiterbefragung: Unternehmen, die regelmäßig die Mitarbeiterzufriedenheit messen, können besser auf interne Probleme reagieren. Wichtig sind eine Anonymität der Befragung, der Schutz personenbezogener Daten und die Einbindung in die Organisationsentwicklung.
  • Anreizsysteme: Betriebliche Anreizsysteme wie Incentives, Cafeteria Systeme oder Team-Events unterstützen die Motivation der Mitarbeiter besser als ein hohes Gehalt. Je nach ihrer Ausrichtung fördern sie auch den Zusammenhalt im Team oder der Abteilung.
  • Arbeitgeberleistungen: Benefits des Unternehmens wie flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice-Möglichkeiten, Betreuungsbeihilfen und ein betriebliches Gesundheitsmanagement tragen zur Work-Life-Balance der Arbeitnehmer bei.
  • Personalentwicklung: Unterstützt das Unternehmen die Mitarbeiter bei ihrer persönlichen Weiterentwicklung und trägt es mit Qualifizierungsmaßnahmen dazu bei, dass sie ihre Employability erhalten, vermeidet es Kündigungen aufgrund von Unter- oder Überforderung.
  • Führungskräfteentwicklung: Die persönliche und fachliche Qualifizierung der eigenen Führungskräfte trägt wesentlich zur Mitarbeiterbindung bei, denn die meisten Kündigungen werden vorgenommen, weil das Verhältnis zum eigenen Vorgesetzten gestört ist.
  • Laufbahnplanung: Sehen die Mitarbeiter keine Perspektive zur Weiterentwicklung im eigenen Unternehmen, orientieren sie sich neu auf dem Arbeitsmarkt. Talentmanagement-Programme und transparente Entwicklungsmöglichkeiten helfen, Abgänge zu vermeiden.
  • Onboarding: Wie wichtig die Mitarbeiterbindung durch Onboarding-Maßnahmen ist, wird in vielen Unternehmen unterschätzt. Onboarding hilft, die Mitarbeiter ins Unternehmen und in ihr Team zu integrieren und sie in ihren ersten Monaten gezielt zu unterstützen.
  • Unternehmenskultur: Das Arbeitsklima im Unternehmen ist ein häufiger Kündigungsgrund. Eine offene, vertrauensvolle Unternehmenskultur, in der Mitarbeiter gefördert werden und Freiräume für selbstorganisiertes Arbeiten erhalten, unterstützt die Mitarbeiterbindung.
  • Employer Branding: Die Arbeitgeberattraktivität wirkt nicht nur nach außen, auf den Bewerbermarkt, sondern auch nach innen. Employer-Branding– und Personalmarketing-Maßnahmen sollten daher immer auch mit Blick auf die eigene Belegschaft gewählt werden.


Lebensphasenorientierte Mitarbeiterbindung

Wie bei den meisten HR-Maßnahmen gilt auch beim Retention Management, dass das „Gießkannenprinzip“ selten zu den gewünschten Erfolgen führt. Je nach Arbeitnehmer-Zielgruppe empfiehlt sich eine selektive Mitarbeiterbindung, denn junge Mitarbeiter haben andere Bedürfnisse als ältere Mitarbeiter. Neue Mitarbeiter haben andere Wünsche an ihren Arbeitgeber als Beschäftigte, die viele Jahre mit dabei sind.

Unternehmen, die eine lebensphasenorientierte Mitarbeiterbindung betreiben, indem sie ihren Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, die für sie passenden Maßnahmen auszuwählen und ihre Auswahl bei Bedarf zu ändern, schaffen eine besonders starke Identifikation mit dem Unternehmen. Die Vorteile liegen in einer größeren Motivation, einer höheren Leistungsbereitschaft und einer geringeren Fluktuation.


Auszubildende und Studenten an das Unternehmen binden

Eine Besonderheit des selektiven Retention Managements stellt die Mitarbeiterbindung von Auszubildenden oder Studenten dar. Dies sind zwei Personengruppen, die zunächst nur für einen begrenzten Zeitraum im Unternehmen sind: für die Dauer der betrieblichen Ausbildung, eines Praktikums oder eines studentischen Nebenjobs. Doch in Zeiten des Fachkräftemangels, in denen es immer schwieriger wird, neue Mitarbeiter zu finden, ist es wichtig, jungen Menschen, die die betrieblichen Abläufe bereits kennengelernt haben, weitere Perspektiven im Unternehmen zu bieten.

Für diese Personengruppen, die vielleicht zunächst an die Hochschule zurückgehen, eine weitere Ausbildung absolvieren oder in ein anderes Unternehmen hineinschnuppern, bietet sich ein Talent-Relationship-Management-Programm an. Ihr Einverständnis vorausgesetzt, werden ihre Daten in einen Talentpool aufgenommen. Über die HR-Software des Unternehmens kann gesteuert werden, dass sie regelmäßig mit Informationen versorgt und zu Veranstaltungen eingeladen werden.


Weiterführende Informationen

Mitarbeiterbindung ist und bleibt das Top-Handlungsfeld im Personalbereich. Das macht der „HR-Report 2019“ von Hays deutlich. Mit 43 Prozent wählten die Befragten das Binden von Mitarbeitern auf Platz eins, vor der Förderung der Beschäftigungsfähigkeit und der Flexibilisierung von Arbeitsstrukturen. Der „HR-Report 2019“ erläutert, was Mitarbeiter motiviert, welche Maßnahmen wichtig sind und wie häufig sie bereits umgesetzt wurden.

Weitere HR-Begriffe finden Sie in unserem Glossar für das Personalmanagement

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