Mitarbeiterempfehlung

HR-Wissen für die Praxis

Mitarbeiterempfehlung

Inhaltsverzeichnis

  • Was ist eine Mitarbeiterempfehlung?
  • Wann sind Mitarbeiterempfehlungen sinnvoll?
  • Mitarbeiter werben Mitarbeiter: So funktioniert es richtig
  • Vorteile von Mitarbeiterempfehlungen
  • Nachteile von Mitarbeiterempfehlungen
  • Softwareunterstützung

 

Was ist eine Mitarbeiterempfehlung?

Bei einer Mitarbeiterempfehlung werben Beschäftigte des Unternehmens Personen aus ihrem privaten Umfeld oder beruflichen Netzwerk für eine Tätigkeit im Unternehmen an. Dieser auch Empfehlungsmarketing oder Referral Programm genannte Recruitingkanal gilt als einer der erfolgreichsten Wege, um motiviertes und gut ins Unternehmen passendes Personal zu gewinnen.

Wann sind Mitarbeiterempfehlungen sinnvoll?

Zufriedene Mitarbeiter sind die besten Botschafter eines Unternehmens: Die eigenen Beschäftigten kennen das Unternehmen und wissen oftmals ziemlich gut, welche Person aus ihrem Umfeld zur ausgeschriebenen Stelle und in die Firmenkultur passen könnte. Wichtig hierbei ist jedoch das Wort „zufrieden“: Gibt es Probleme mit dem Betriebsklima oder häufen sich die schlechten Bewertungen in Portalen wie Kununu, sollte man überdenken, ob ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm wirklich ein geeigneter Recruitingkanal ist. Es wäre besser, zunächst an der Unternehmenskultur zu arbeiten.

Für alle anderen Unternehmen gilt: Insbesondere in Branchen, die vom Fachkräftemangel betroffen sind, stellt eine Mitarbeiterempfehlung einen erfolgversprechenden Weg dar, um die knappen Fachleute ins Unternehmen zu holen. Das haben laut Studie Recruiting Trends 2019 des Centre of Human Resources Information Systems zahlreiche Arbeitgeber erkannt: Drei von zehn Top-1.000-Unternehmen und sieben von zehn IT-Unternehmen haben ein Empfehlungsprogramm installiert.

Wie die Studie zeigt, stellen Mitarbeiterempfehlungen den dritt erfolgreichsten Recruitingkanal dar – nach Internet-Stellenbörsen und der eigenen Karrierewebseite. Die befragten Top-1.000-Unternehmen besetzen sieben Prozent der ausgeschriebenen Stellen mit empfohlenen Personen, in IT-Unternehmen werden 13 Prozent der Vakanzen über Empfehlungen gefüllt.

Mitarbeiter werben Mitarbeiter: So funktioniert es richtig

Ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm braucht einige betriebliche Regelungen und einen gut durchdachten Prozess, damit es von den Beschäftigten rege genutzt wird. Diese sechs Punkte sind besonders wichtig, damit der Recruitingkanal die gewünschten Erfolge bringt:

  • Informieren Sie alle Beschäftigten über das Mitarbeiterempfehlungsprogramm – nicht nur einmal, sondern regelmäßig. Viele Empfehlungsprogramme scheitern, weil sie den Beschäftigten nicht bekannt sind.
  • Gestalten Sie die Teilnahme möglichst unkompliziert, indem sie den Mitarbeitern zum Beispiel die Möglichkeit geben, Empfehlungen online weiterzuleiten oder in ihren sozialen Netzwerken interessante Stellen zu teilen.
  • Kommunizieren Sie regelmäßig, welche offene Stellen im Unternehmen zu besetzen sind. Bei schwierig zu besetzenden Positionen kann es hilfreich sein, Kollegen mit ähnlicher Tätigkeit direkt anzusprechen und zu fragen, ob sie jemanden kennen würden.
  • Anreize wie Prämien oder Erlebnisgutscheine können die Nutzung des Programms erhöhen und den Empfehlenden signalisieren, dass das Unternehmen ihr Engagement wertschätzt. Wichtig sind feste Regelungen zur Höhe und zum Zeitpunkt der Auszahlung (bei Einladung zum Vorstellungsgespräch, bei Anstellung, nach Ablauf der Probezeit).
  • Halten Sie die Empfehlenden über den Stand ihrer Empfehlung auf dem Laufenden. Bleiben die Mitarbeiter im Unklaren darüber, was aus ihrer Empfehlung geworden ist, werden sie keine weitere Empfehlung mehr aussprechen.
  • Messen Sie die Ergebnisse des Mitarbeiterempfehlungsprogramms mit Kennzahlen wie der Anzahl an Empfehlungen pro Stellentyp, der Anzahl an Einstellungen durch Empfehlungen und der Beschäftigungsdauer empfohlener Personen.

 

Vorteile von Mitarbeiterempfehlungen

Ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm einzurichten ist aufwendiger als eine Stellenanzeige in einem Jobportal zu schalten. Ist es einmal ins Laufen gebracht, bringt es zahlreiche Vorteile mit sich:

  • Kostenersparnis: Auch wenn für die erfolgreiche Stellenbesetzung eine Prämie gezahlt wird, kann das Empfehlungsprogramm zu deutlichen Einsparungen führen. Die Kosten für Jobinserate oder für Headhunter entfallen teilweise oder ganz, auch die Kosten für das Bewerbungsverfahren reduzieren sich.
  • Zeitersparnis: Wenn das Programm gut aufgesetzt ist und rund läuft, reduziert sich der Aufwand für die Personaler, den sie sonst für die Auswahl von Bewerbern aufwenden müssen. Die empfohlene Person ist schon eine Vorauswahl durch den Empfehlenden durchlaufen. Auch die Time-to-Hire lässt sich durch ein Empfehlungsprogramm verkürzen.
  • Betriebsklima: Ein Mitarbeiter würde niemanden empfehlen, der nicht ins Unternehmen passen würde, denn eine schlechte Empfehlung würde ihm selbst schaden. Insofern haben Empfehlungen einen positiven Einfluss auf das Betriebsklima und stärken das Vertrauen.
  • Mitarbeiterzufriedenheit: Der Empfohlene hat vom Empfehlenden im Vorfeld einiges über die Abläufe im Betrieb, den Job und die Firmenkultur erfahren. Es kommt also selten zu einer „bösen Überraschung“ beim Arbeitsbeginn. Die Zufriedenheit empfohlener Mitarbeiter ist meist höher und ihre Fluktuation ist geringer als bei anderen Neueinstellungen.

 

Nachteile von Mitarbeiterempfehlungen

Mitarbeiterempfehlungen bringen aber auch einige Nachteile mit sich, die nicht verschwiegen werden dürfen. Der größte Nachteil liegt in einer sinkenden Vielfalt in der Belegschaft. Mitarbeiter kennen und empfehlen meist Personen, die ihnen ähnlich sind und eine vergleichbare Laufbahn absolviert haben. Dadurch kann die Diversity im Unternehmen abnehmen. Weitere Nachteile sind:

  • Vorbehalte: Kommt durch die Empfehlung eines Teammitglieds ein „Neuer“ ins Team, kann unter den übrigen Teammitglieder das Gerücht entstehen, die Einstellung wäre nur durch Vitamin B zustande gekommen oder durch Sympathie statt Fachkenntnisse. Solche Vorbehalte müssen frühzeitig entkräftet werden.
  • Klüngelbildung: Umgekehrt ist auch eine Klüngelbildung von Empfehler und Empfohlenem gegenüber den anderen Teammitgliedern möglich. Damit keine Fronten in den Belegschaften entstehen, sollten Empfehlender und Empfohlener möglichst nicht im gleichen Team eingesetzt werden.
  • Subjektivität: Eine Empfehlung ist subjektiv. Um eine mögliche Diskriminierung auszuschließen, sollten Personaler dann, wenn mehrere Bewerbungen vorliegen, ein geeignetes Auswahlverfahren einsetzen, das auf objektiven Messkriterien basiert.

 

Softwareunterstützung

Auf dem Softwaremarkt gibt es zahlreiche Lösungen für Mitarbeiterempfehlungen, die Mitarbeiter über neue Vakanzen informieren, ihnen ermöglichen, Jobangebote per E-Mail, Social Media oder WhatsApp zu teilen und die Prämienzahlungen abwickeln.

Weitere HR-Begriffe finden Sie in unserem Glossar für das Personalmanagement

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